Positionspapier PVH
Vom Selbstverständnis her verstehen sich unsere Mitgliedsfirmen überwiegend als Produktionsverbindungshandel (PVH). Unsere Mitgliedsfirmen sind technische Ausrüster für die Industrie, insbesondere für die metall-, holz- und kunststoffverarbeitende Industrie und das entsprechende Gewerbe – vom Großbetrieb bis zum Handwerker.
Thesen zur strukturellen Zuordnung von Leistungen entlang der Produktions- und Vertriebskette
1. In der Branche PVH für Werkzeuge/Präzisonswerkzeuge/ Kleinmaschinen überwiegt der mehrkanalige Vertrieb.
2. Gründe:
- Größenstruktur und Spezialisierung auf Herstellerseite
- Größenstruktur auf Verwenderseite
- Niedrige Bedarfsvolumina auf der Verwenderseite
- Kosten- und Risikoaspekte für den Beschaffungs- und Verteilungsprozess
3. Ziele auf Hersteller- und Handelsseite
- Marktpräsenz und Marktdurchdringung
- Marktanteil
- Platzierung von Innovationen
- Ertrag/ Unternehmenserfolg
- u.v.a
4. Konditionensysteme sind in vielfältigen Ausprägungen Instrumente, um diese Ziele zu erreichen.
5. In den angesprochenen Produktgruppen im PVH kann man auf der Handelsseite idealtypisch 4 Gruppen von Marktteilnehmern unterscheiden:
- Einkaufsverbände, z.B. E/D/E, NW, EIS, IMATEC, PRECITOOL etc.
- Große, überregionale Handelshäuser: z.B. Würth-Gruppe, Hofmann etc.
- Große, filialisierte Handelshäuser
- Viele regionale Händler
6. Für Hersteller wie Handel ist die entscheidende Frage, welcher Vertriebskanal/welche Vertriebskanäle erfüllen die individuellen Unternehmensziele am besten und erreichen den Kunden, so dass er einen für ihn attraktiven Mehrwert hat.
7. Es ist für die weitere Überlegung hilfreich verschiedene Stufen des Vertriebsprozesses zu differenzieren und zu bewerten:
- Produktion
- Transport/Lagerung
- Bedarfsbündelung Hersteller- und Endkundenbezogen
- Information/Beratung/Auswahl
- After-Sale-Service
- und andere
8. Diese Leistungen müssen in der Wertschöpfungskette nach den tatsächlich erbrachten Leistungsanteilen honoriert und konsequenter Weise in den Konditionensystemen abgebildet werden!
9. Neuere Entwicklungen im Vertrieb:
- Internet getrieben:
a) Vergleichsportale
b) Märkte „kaufen“
c) Beschaffungsportale
- Qutsourcing von Teilen des Beschaffungsprozesses durch den Endkunden an vorgelagerte Teilnehmer des Beschaffungsprozesses , z.B:
a) Kanban-Systeme
b) Stücklistenzusammenstellung von Teilen
c) C-Teile Management
d) Fertig voreingestellte Zerspanungswerkzeuge für Fertigungslinien etc.
Es muss sich immer um kundenspezifische Lösungen handeln, die den Wertschöpfungsprozess optimieren.
Zusammenfassung:
Bei der Gestaltung von Konditionensystemen sind stets generelle Anforderung wie Leistungsorientierung, Transparenz, Einfachheit und Flexibiltät zu berücksichtigen.
Konditionensysteme müssen die Effektivität des Beschaffungsprozesses insgesamt verbessern.
Konditionensysteme müssen international tauglich sein(Reimport Problematik).
Konditionensysteme müssen langfristig angelegt sein. Sie dürfen keinen kurzfristigen Aktionismus fördern.
10. Weitergehende Überlegungen zu dem Teilaspekt der Kosten des Außendienstes in der Wertschöpfungskette:
- Was kostet ein Außendienstmitarbeiter einschließlich der Kosten für Fahrzeug, Innendienstunterstützung?
- Welchen Umsatz macht ein AD-Mitarbeiter /Jahr bei einem PVH-Handelshaus mit typischem FDM-Sortiment ?
- Welches Umsatz/Handelsspannenverhältnis muss gegeben sein, um Kostendeckung zu erreichen?
Fazit: Eine Untersuchung der Leistungen und des Aufwandes der einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette bei den Herstellern bietet Möglichkeiten, das eigene Konditionssystem so zu gestalten, dass die Unternehmensziele optimal erreicht werden können.
Für den Händler bietet sich dadurch die Möglichkeit, die eigenen Leistungen hinsichtlich Qualität und Kosten zu überprüfen. Weiterhin kann dann die Zusammenarbeit mit denjenigen Lieferanten forciert werden, die den Zielen und Leistungen des Handelsunternehmens den höchsten Deckungsgrad haben.
In der Praxis ist das eine höchst herausfordernde Aufgabe für Hersteller und Handel.
Quelle: Vortrag von Herrn Fritz Weg
Firma Fritz Weg GmbH & Co. KG, Eschenburg-Wissenbach anlässlich mehrer Branchentreffen
letztmals: Treffen der Fachgruppe Werkzeuge am 28.05.2014 in Neuenstein-Aua


